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24. August 2021

Herbstexkursion der ANW Südostbayern auf die Fürmann-Alm

Josef Wolfgruber, ehemaliger Jagdvorsteher der JG Anger, Prof. Dr. Manfred Schölch und Peter Fritzenwenger. (Bild: S. Strasser)

 

Die Wetterextreme der letzten Wochen haben wieder deutlich gezeigt, dass wir uns inmitten eines Klimawandels befinden. Derartige Wetterlagen werden sich in Zukunft verstärken und häufiger werden. Fichtenreinbestände, so wie sie in Deutschland noch vielerorts zu finden sind, sind besonders anfällig für Wetterextreme wie Stürme und Dürre. Damit unsere Wälder auch in Zukunft ihre wichtigen Funktionen als Trinkwasserspeicher, Holzlieferant, und ganz besonders als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen erfüllen können, bedarf es eines Umbaus dieser Fichtenreinbestände hin zu artenreichen, stabilen Mischwäldern. Mit diesem wichtigen Thema hat sich die Herbstexkursion der ANW Südostbayern am 20. August 2021 auf der Fürmann-Alm beschäftigt. Nach der Begrüßung durch Peter Fritzenwenger und Hans Praxenthaler machten sich die ca. 50 Teilnehmer auf zu einer Waldbegehung in den Bergwald am Irlberg bei Anger.

 

Am ersten Waldbild angekommen, wo die Teilnehmer einen Bergmischwald im Optimalzustand bewundern konnten, berichtete der ehemalige Jagdvorsteher Josef Wolfgruber, dass hier bereits in den 80er Jahren die Schalenwildbejagung trotz großer Widerstände aus der damaligen Jägerschaft intensiviert wurde. Heute kann man sagen, dass damals alles richtig gemacht wurde. Während vor der Umstellung der Jagd sogar die Fichte verbissen wurde, ist heute eine artenreiche Verjüngung aus Weißtanne, Rotbuche, Fichte und Bergahorn in verschiedenen Altersklassen zu finden.


Der nächste Punkt der Exkursion war ein instabiler Fichtenreinbestand, welcher durch Schneedruck und Sturm stark aufgelichtet wurde. Aufgrund fehlender Durchforstung war dieser Bestand so dunkel, dass sich keine Naturverjüngung unter dem Schirm des Altbestandes etablieren konnte. Nun, nach dem Schneedruck, kommt so viel Licht auf den Boden, dass es die Naturverjüngung durch die Konkurrenz von Springkraut, Brombeere und Holunder unglaublich schwer hat, sich durchzusetzen.


Der dritte und letzte Punkt der Exkursion war ein Buchenmischwald, hier konnte durch regelmäßige Durchforstung ein stabiler Buchenbestand mit einer artenreichen Verjüngung darunter besichtigt werden.


Im Anschluss an die Waldbegehung hielt Prof. Dr. Manfred Schölch, 1. Vorsitzender der ANW Landesgruppe Bayern, einen Vortrag auf der Fürmann-Alm zum Thema „Wald sein lassen“.
Der natürlich bei uns vorkommende Bergmischwald, bestehend überwiegend aus Rotbuche, Weißtanne sowie geringen Anteilen aus Fichte, Bergahorn, Esche und Bergulme wurde in den letzten Jahrhunderten durch menschliche Eingriffe in vielen Regionen zu Fichtenwäldern mit eingestreuten Tannen und Buchen. Gerade diese gleichaltrigen Fichtenbestände sind sehr anfällig gegenüber Trockenheit, Stürmen, Schneedruck, etc., außerdem leidet die Artenvielfalt stark.

Durch den Klimawandel werden diese Risiken mehr werden, daher bedarf es eines Umbaus der Fichtenbestände hin zu klimatoleranten, arten- und altersklassenreichen Wäldern. Am besten geschieht dies durch eine regelmäßige, sanfte Durchforstung der Fichtenbestände, wobei gezielt anpassungsfähige Mischbaumarten gefördert werden und durch Schaffung unterschiedlicher Lichtverhältnisse das Samenpotential der vorhandenen Baumarten genutzt werden kann. Ein gewisser Anteil des Bestandes sollte auch ausreifen dürfen. Es gilt: Je stärker der Baum, umso höher die Anzahl der Habitate. Zur Förderung der Biodiversität und auch für den Humusaufbau ist es auch notwendig, Totholz, sowohl in stehender als auch in liegender Form, im Bestand zu belassen.

 

Entscheidend für das Gelingen des Waldumbaus ist auch die Jagd. Ohne angepasste Wildbestände wird es nicht gelingen, eine gemischte Naturverjüngung im Schatten des Altbestandes zu etablieren.

Stefan Strasser