20. Oktober 2021
LWF weist Kritik des BJV an den Veröffentlichungen zur Gams als haltlos zurück
Die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) und das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten haben am 16. Oktober 2021 neuste Erkenntnisse zur Gams in Bayern
veröffentlicht, die den guten Erhaltungszustand in den untersuchten Gebieten belegen. Darauf reagierte der Bayerische Jagdverband (BJV) mit harscher Kritik, die sich mit der Richtigstellung der
LWF vom 19.10.2021 als haltlos erweist.
Der ÖJV Bayern bedauert, dass von Seiten des BJVs derart substanzlose Querschläger kommen, die dem Gesamtbild der Jagd letztlich nur schaden.
Dr. W. Kornder
(Vorsitzender ÖJV Bayern)
Landesanstalt weist Vorwürfe des Jagdverbandes entschieden zurück
Pressemitteilung der LWF vom 19.10.2021: Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft weist die Vorwürfe des Bayerischen Jagdverbandes bezüglich der statistischen Schätzung von
Gamswildbeständen in den Projektgebieten Chiemgau und Karwendel als haltlos zurück. Die Zahl der 1350 Gämsen in den beiden Untersuchungsgebieten wurde mit wissenschaftlich anerkannten Methoden
ermittelt.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) legt höchsten Wert auf wissenschaftliche Seriosität. Daher veröffentlicht die Landesanstalt generell nur Projektergebnisse, welche
mit wissenschaftlich anerkannten und bewährten Verfahren berechnet wurden. Auch im Verlauf des aktuellen Gamsprojektes wurden vorab keine ungesicherten Zwischenergebnisse bekannt gegeben, sondern
erst nach sorgfältiger Prüfung veröffentlicht.
Das Forschungsprojekt inklusive der statistischen Auswertungen wurden von Wildbiologen der bayerischen Landesanstalt durchgeführt. Die Aussage des BJV, dass norwegische Wissenschaftler „Schätzungen“ durchgeführt hätten, ist daher falsch. Vielmehr wurden in den Projektgebieten Kotproben von Gams, Reh und Rotwild in einem Stichprobenverfahren gesucht und genetisch untersucht. Schon bei dieser Stichprobe konnten annähernd 800 unterschiedliche Gämsen identifiziert werden. Da es jedoch bei Wildtieren nie möglich ist, die Bestandszahlen vollständig direkt zu erfassen, ist man auf die Herleitung der Populationsgröße mit Hilfe von statistischen Verfahren angewiesen. So konnten naturgemäß in den beiden 125 km² großen Forschungsgebieten nicht von allen im Untersuchungsgebiet lebenden Gamsen Kothäufchen gefunden werden. Durch ein komplexes räumlich-explizites statistisches Verfahren wurde daher nachfolgend die wahrscheinliche Anzahl an nicht genetisch nachgewiesenen Individuen ermittelt. Dieses statistische Verfahren ist international anerkannt und wird weltweit von Biologen bei Bestandsschätzungen verschiedenster Tierarten verwendet. Die LWF wird von verschiedenen renommierten Wissenschaftlern beraten, unter anderem einer bei dieser Berechnungsmethodik sehr erfahrenen norwegischen Forschungsgruppe.
Die LWF weist zudem darauf hin, dass es wissenschaftlich nicht seriös ist, aus den Zahlen der Projektgebiete auf den gesamten bayerischen Alpenraum hochzurechnen. Das Rechenbeispiel aus der
Pressemitteilung des BJV – noch dazu auf Basis allein der genetisch identifizierten Tiere – ist deshalb schlichtweg falsch. Die LWF ist eine seriöse Forschungseinrichtung und hat deshalb keine
solche Hochrechnung vorgenommen. Um die tatsächliche Situation im gesamten bayerischen Alpenbogen wissenschaftlich
abgesichert beurteilen zu können, wurde ein weiteres Forschungsprojekt initiiert, das den genetischen Zustand der Gamsbestände im gesamten bayerischen Gams-Verbreitungsgebiet untersuchen soll.
Dieses Projekt ist einmalig im gesamten Alpenraum und wird zusammen mit weiteren Forschungsprojekten wichtige Beiträge zum besseren Verständnis des Gamswildes in Bayern leisten.