Der relativ schmale Band berichtet über eine große Vielfalt von Themen zum Rotwild: Es nennt Gründe für den Eingriff in die Bestände, beschreibt die Sinneswelt des Rotwildes, das
Äsungsverhalten und die Verdauung dieser Huftiere. Das Buch befasst sich mit dem Rotwild als Schädling und Seuchenreservoir, mit der Fortpflanzungsbiologie, mit der Fütterung und mit
„Schadauslösern“. Weitere Kapitel berichten über die Erfassung von Rotwildbeständen, die Abschussplanung, die Bedeutung von Wildbretgewichten, die Altersschätzung und über das „Formen
und Verformen von Rotwildbeständen“. Es folgen Abschnitte über Bejagungsstrategien, Jagderfolg durch Planung sowie Flexibilität und Wandel. Anschließend wird aus der Praxis eines Großreviers- und
einer Gemeindejagd berichtet.
Das Buch schließt mit Ratschlägen zur Auflassung von Rotwildfütterungen, mit der Beschreibung der Arten von Bewegungsjagden sowie Überlegungen zur Zukunftssicherung für die Jagd auf
Rotwild.
Großen Raum nehmen Überlegungen zu Fütterungen ein. Bei den Gründen für diese Maßnahme werden neben Ersatz verloren gegangenen Lebensraums und räumlicher Lenkung der Wildbestände auch
„Verringerung von Wildschäden“ genannt. Eine Behauptung die oft aufgestellt wird, für die es aber keinen wissenschaftlichen Beweis gibt. Bei uns hat die Fütterung im Gebirge und außerhalb
nicht selten zu verheerenden Schäden im Wald geführt und keinesfalls zu einer Verringerung der Verbiss-und Schälschäden. Im Gegenteil, die Auflassung von Fütterungen hat die Situation in
der Regel deutlich verbessert.
Zu Recht fordern die Autoren, wenn man schon füttert, den Standort sorgfältig zu wählen, das richtige Futter vorzulegen, Störungen an Fütterungen zu vermeiden und darauf zu achten, dass sich
durch die Fütterung der Bestand nicht erhöht. Leider fehlen Vorschläge zum völligen Verzicht auf Fütterungen nach einer Absenkung des Rotwildbestandes auf ein landschaftsverträgliches Maß.
Großen Raum nehmen Vorschläge zur Rotwildzählung ein. Der tatsächliche Bestand ist nach Ansicht der Autoren um mindestens 30 % höher als der Zählbestand. 30% erscheinen deutlich zu wenig.
Zählungen an Fütterungen sind als ausschließliche Grundlage für die Abschussplanung nur sehr beschränkt geeignet.
Zu Recht weisen die Autoren darauf hin, dass unüberlegtes Schießen langfristig den Bestand nicht reduziert. Immer wieder werden hohe Abschusszahlen dadurch erreicht, dass man viele junge,
unerfahrene Hirsche zur Strecke bringt. Der Bestand kann aber nachhaltig nur gesenkt werden, wenn möglichst viele weibliche Stücke erlegt werden. Ehrliche Streckenlisten sind natürlich
Voraussetzung das Problem zu erkennen.
Die Autoren weisen darauf hin, dass bei erfolgreicher Bestandsreduzierung die Gewichte der Kälber steigen. Sie sind ein untrüglicher Indikator für den Erfolg. Der Maßstab des
ÖJV für Erfolg oder Scheitern: „Der Wald zeigt ob die Jagd stimmt“ wird leider nicht erwähnt.
Verschiedene rechnerische Beispiele für die Reduzierung des Rotwildbestandes zeigen die theoretischen Möglichkeiten einen Rotwildbestand zu reduzieren. Dem Leser werden vor allem die hohen
Vermehrungsraten in Erinnerung gerufen, die eine Regulierung erschweren. Diese Rechenbeispiele helfen das Prinzip zu verstehen.
Leider fehlen Berichte zur Regulierung des Rotwildes in Wintergattern. Die Vorschläge zu Maßnahmen bei der Auflösung von Fütterungen sind dagegen sehr hilfreich. Sie sollten unbedingt öfter in
die Tat umgesetzt werden.
Das Buch ist sehr inhaltsreich, die Vorschläge und Kommentare sind sehr vielfältig aber für unsere Verhältnisse nicht immer unproblematisch. Die drei Autoren sind Österreicher. Ihre Zielgruppe
sind die Rotwildjäger in den österreichischen Alpen.
Dr. Klaus Thiele
(Beiratssprecher des ÖJV Bayern)