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05. September 2021

Jagen für den Wald der Zukunft - hunting4future

Exkursion in das Jagdrevier von Stefan Zauner. (Bild: S. Strasser)

Von links: Martin Heumann (Scientists for future), Hans Praxenthaler (ANW Südostbayern, 2. Vorsitzender ÖJV Regionalgruppe Südostbayern), Stefan Zauner (Vorsitzender ÖJV Regionalgruppe Südostbayern und zuständiger Jagdpächter), Sebastian Galneder (ehemaliger Jagdvorsteher), Helmut Gattinger (zuständiger Förster), Ewald Kleybold (Scientists for future), Klaus Thiele (BN)

Die Wetterereignisse der letzten Wochen haben deutlich gezeigt, dass wir uns im Klimawandel befinden. Neben einem Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur wird es durch den Klimawandel zu einer Häufung von Wetterextremen wie Dürre, Starkregen und Stürmen kommen. Die in Deutschland noch häufigen Fichtenreinbestände, fast jeder zweite Baum in Deutschland ist eine Fichte, sind für diese Wetterextreme besonders anfällig. Damit unsere Wälder auch in Zukunft ihre Funktion als Trinkwasserspeicher, Sauerstoffproduzent, Co²- Speicher, Holzlieferant und vor allem auch als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen optimal erfüllen können, bedarf es dringend eines Umbaus der Wälder hin zu arten- und altersklassenreichen Mischwäldern. Wir brauchen dringend Wälder, die den Klimawandel mildern und den Folgen trotzen können.

 

Die Jagd spielt im Waldumbau eine Schlüsselrolle, deswegen wurde die Initiative „hunting4future“ gemeinsam vom Ökologischen Jagdverband (ÖJV), Bund Naturschutz (BN), und der Arbeitsgemeinschaft naturnahe Waldwirtschaft (ANW) ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Vertretern von Scientists for Future Traunstein und Revierförster Helmut Gattinger haben diese Verbände eine Exkursion in den Wald bei Tacherting durchgeführt.

Der Jagdpächter und Vorsitzende der Regionalgruppe Südostbayern des Ökologischen Jagdverbandes, Stefan Zauner, hat hier seit Übernahme des Jagdreviers im Jahr 2007 die Rehwildbejagung deutlich intensiviert. Während vor der Anpassung des Rehwildbestandes eine natürliche Verjüngung ohne Schutzmaßnahmen wie Zaunbau oder chemischen Verbissschutz nicht möglich war, wächst jetzt eine artenreichen Naturverjüngung im Schatten des überwiegend aus Fichten und Kiefern bestehenden Altbestandes. Gerade die besonders klimastabilen Baumarten wie Tanne und Eiche werden nämlich besonders gerne vom Rehwild verbissen. Im Gegensatz zur Fichte, welche über ein Flachwurzelsystem verfügt, reichen die Pfahlwurzeln von Eiche und Tanne weit in den Boden hinein und können so den Baum noch mit Wasser versorgen, wenn die Fichte schon lange im Trockenen steht und dadurch besonders anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer ist. Auch Stürme haben diese Baumarten durch ihre stabile Verwurzelung mehr entgegenzusetzen, als die Fichte.

 

(Bild: S. Strasser)

Leider ist eine artenreiche Naturverjüngung in vielen Wäldern Bayerns aufgrund überhöhter Wildbestände noch nicht möglich, so Helmut Gattinger im Hinblick auf das Vegetationsgutachten. Dieses Vegetationsgutachten wird seit gut 30 Jahren in Bayern durchgeführt, um die Entwicklung und den Rehwildverbiss der Verjüngung festzustellen und damit die Abschusszahlen für die nächsten drei Jahre festzulegen. Während im Revier von Stefan Zauner „günstige Verhältnisse“ herrschen, was bedeutet, dass der Wald sich artenreich verjüngen kann, sind auf mindestens der Hälfte der Waldfläche Bayerns die Wildbestände so hoch, dass eine Verjüngung von Tanne oder Eiche ohne Schutzmaßnahmen nicht möglich ist.


Übrigens profitiert auch das Wild stark vom Waldumbau und der intensiveren Bejagung. So sind die Wildbretgewichte seit der Umstellung der Jagd 2007 im Revier von Stefan Zauner deutlich gestiegen, während sich die Wildunfälle auf einen Bruchteil vermindert haben.


Stefan Strasser