Hauptversammlung der JG Wonneberg

Aus der Südostbayerischen Rundschau vom 23.04.2022, von Anneliese Caruso.

 

Vegetationsgutachten fällt positiv aus

In Deutschland gibt es ungeahnt viele Jagdgenossinnen und Jagdgenossen. Denn der überwiegende Teil der Waldbesitzer, aber auch der Landwirte ist in Jagdgenossenschaften zusammengeschlossen. Und das ganz ohne ihr Zutun. Die Mitgliedschaft in einer Jagdgenossenschaft ist gesetzlich begründet. Eine solche Jagdgenossenschaft gibt es daher auch in der Gemeinde Wonneberg, die auf dem 1.600 Hektar großen Gemeindegebiet einen gemeinschaftlichen Jagdbezirk bildet und die Interessen ihrer Mitglieder vertritt.


Die Wonneberger Jagdgenossenschaft übt ihr Jagdrecht durch Eigenbewirtschaftung aus. Das heißt, sie bejagt ihr Gebiet selbst. Die Jagd übernehmen dabei ausübungsberechtigte Jäger. Die Jagdreviere sind also nicht verpachtet. „Und gerade dies ist unser großer Vorteil“, betonte Jagdvorstand Leonhard Strasser auf der Hauptversammlung der Jagdgenossenschaft Wonneberg, die jetzt im Gasthaus Alpenblick zusammenkam. „Die Wälder entwickeln sich dort am günstigsten und nachhaltigsten, in denen die Eigentümer selbst jagen.“ Daher appellierte er an alle Eigentümer entsprechender Flächen im Jagdbezirk, den Jagdschein zu erwerben. Die nachhaltige Waldverjüngung gelinge nur, wenn im Sinne der Waldbauern gejagt werde.
Aktuell finde der Waldumbau in vielen Revieren hinter Zäunen statt. Die jungen Bäumchen würden aber auch ohne Zaun ohne Verbiss aufgehen, wie Wonneberg zeige. Dies entspreche auch dem Bayerischen Jagdgesetz, in dem es heißt: „Insbesondere soll die Bejagung die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen. „Aber die meisten Jäger schießen zu wenig“. Dies wurde dann auch noch durch den von Strasser präsentierten Film des Bayerischen Rundfunks „Jagd im Privatwald, zu viel oder zu wenig“, der im Rahmen der BR-Sendung „Unser Land“ ausgestrahlt worden war, verdeutlicht.


Dass Wonneberg das vorbildlichste Revier in der Hegegemeinschaft Waginger See ist, betonte Revierförster Max Poschner bei der Vorstellung des neuen Vegetationsgutachtens, das alle drei Jahre neu erstellt wird und die Grundlage für den Rehabschuss bildet. Vor allem der geringe Leittriebverbiss an Tannen zeigt einen positiven Trend. Poschner gab zu bedenken, dass die weitverbreitete Fichte dem Klimawandel nicht überall standhalten werde, da sie Hitze und Trockenheit schlecht vertrage. Besser seien strukturreiche Mischwälder mit unterschiedlich alten Laubbäumen und Tannen. Gerade die relativ klimatolerante und leistungsfähige Tanne sei eine der wichtigsten Nadelbaumarten der Zukunft. Wir müssen auch darauf achten, möglichst viele Eichen zu haben, die noch besser an ein wärmeres Klima angepasst sind. Dafür ist so geringer Verbiss wie in Wonneberg die Voraussetzung. So bat der Revierförster neben Fortführung der waldgerechten Jagd um gute und nachhaltige Durchforstung. Nur ein intakter Wald nutze allen, auch den Tieren.


Leonhard Strasser erinnerte in seinem Jahresbericht zunächst an die Ausgabe der Begehungsscheine an die Jäger, ehe er auf die Vielzahl an Seminaren des Bayerischen Bauernverband (BBV) und des Ökologischen Jagdverbandes mit seinen unterschiedlichen Themen verwies, an denen er und andere Jagdgenossen im Laufe des Jahres teilgenommen haben. Zum Beispiel sei es dabei einmal um das Thema „Waldbau, Rotwild und der Wolf“ und ein anderes Mal um „Wildtierfütterung“ gegangen.
Überdies habe die Jagdvorstandschaft gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäßer Waldbau (ANW) und dem BBV mehrere Waldbegänge organisiert. Einer davon führte auf die Fürmann-Alm in Anger, bei dem Professor Manfred Schölch einen Vortrag hielt. Interessant seien auch die BBV-Seminare gewesen. Eines davon habe sich dem Waldumbau gewidmet.
Man habe sich auch zu Jagdversammlungen getroffen, eine mit Rehessen. Begegnet seien sich auch die Jäger bei ihm, Strasser, und die Frauen bei einem Jagdessen. Im Sommer habe die Jagdgenossenschaft ein Ferienprogramm auf die Beine gestellt, bei dem die Kinder alles Wesentliche vom Sämling bis zum fertigen Brett erfuhren. Anfang des Jahres sei beim Jagdvorstandstreffen die Streckenliste des Jagdjahres 2021 veröffentlicht worden. Demnach sind 163 Rehe (46 Böcke, 68 Geißen, 49 Kitze), acht Hasen, 25 Füchse, vier Steinmarder, sechs Krähen, fünf Enten und sechs Dachse zur Strecke gebracht worden. „Leider sind auch acht Rehe Verkehrsunfällen zum Opfer gefallen.“


Aus dem Bericht von Kassier Sebastian Lechner ging hervor, dass ein Gewinn erwirtschaftet worden ist. Die Kassenprüfer Andres Häusl und Sepp Mühlthaler bescheinigten dem Kassier eine tadellose Kassenführung. Sie empfahlen der Versammlung die Entlastung der Vorstandschaft, die auch einstimmig erfolgte.
Per Beschluss wurde zudem bestimmt, den Modus der Auszahlung von Jagdeinnahmen zu ändern. Bisher war die Auszahlung des Reinertrages eine Schickschuld. Dies kann aber in der Satzung der Jagdgenossenschaft anderweitig geregelt werden und so aus der Schickschuld eine Holschuld werden, die die Jagdgenossen dazu anhält, sich die Leistung beim Schuldner, also der Jagdgenossenschaft zu holen, wofür drei Termine vorgesehen sind“, schlug Strasser vor. Dies wurde von der Versammlung ebenso einstimmig angenommen, wie die Auszahlung des Jagdschillings von 5 € je vollen Hektars
Einig war man sich auch, einem Mitglied, dessen Hund oft das Fallwild aufspürt, die Kosten für die Hundeprüfung zu bezahlen.


Am Ende dieser Jahreshauptversammlung der Jagdgenossen Wonneberg im Gasthaus Alpenblick in Weibhausen bedankte sich Jagdvorsteher Leonhard Strasser noch bei allen Jägern „für ihre vorbildliche und zeitraubende Arbeit für unsern Wald“. Er forderte die Jagdgenossen auf, den Jagdschein zu machen. „Ansonsten waren all unsere Bemühungen umsonst, weil wir das bislang Erreichte auf Dauer vermutlich nur halten können, wenn wir immer genügend Jäger haben.“ Jagd werde ein immerwährendes Thema bleiben. Die jetzigen Jäger und die Jagdgenossenschaft hätten die Voraussetzungen geschaffen, dass die Naturverjüngung stattfinden könne, lobte Strasser.