Exkursion der Bezirksgruppe Schwaben in den Hirschgund bei Oberstdorf am 22.10.2022
Auf Einladung des Waldeigentümers Dr. Philipp Merckle und mittels Organisation von Klaus Urban waren 18 ÖJV-Jägerinnen und Jäger im Forstbetrieb Hirschgund unterwegs.
Der Forstbetrieb Hirschgund liegt in den Allgäuer Alpen auf einer Höhe zwischen 900 und 1600 m. Das Revier mit einer Größe von ca. 1500 ha liegt nord- sowie südseitig getrennt im Flysch und Schrattenkalk zentral im NATURA 2000 Vogelschutz- und FFH-Gebiet Hoher Ifen und Piesenkopfmoore. Bedeutsame Hochlagenvermoorungen rund um den Piesenkopf und Vorkommen der Raufußhuhnarten stellen schützenswerte Güter dar. Wald- und Alpwirtschaft prägen das Gebiet. Die Wälder sind nach großflächigen Einschlägen in der Vergangenheit noch jung. Bis vor wenigen Jahren war die Rotwildjagd Schwerpunkt der Bewirtschaftung.
2017 wurde in Zusammenarbeit mit der Regierung von Schwaben und der Bayerischen Forstverwaltung ein Wirtschaftsplan mit integriertem Naturschutzkonzept erarbeitet. In der Folge wurden die verbliebenen Altholzbestände großteils über VNP aus der Nutzung genommen und die Jagdphilosophie geändert.
Dr. Merckle erläuterte bei einer 6-stündigen Wanderung im weitgehenden weg- und steiglosen Gelände, wie die Umsetzung der forstlichen und naturschutzfachlichen Ziele erreicht werden kann. Für den Erhalt der spezifischen Waldlebensraumtypen und den Naturschutz spielt die Regulierung der Wildbestände eine zentrale Rolle. Das Auerwild ist nicht nur auf offene Waldstrukturen angewiesen, sondern auch auf die Tanne als Winternahrung.
An einem Weiserzaun konnte gezeigt werden, dass die Tannenverjüngung bereits auf einem erfreulich guten Weg ist, während sich die Vogelbeere, die für die Rauhfußhühner eine wichtige Nahrungspflanze ist, noch schwertut.
Höchst interessant waren auch die Erläuterungen zum Wolf. Mindestens ein Wolf ist im Gebiet unterwegs. Die Beweidungen mit Jungvieh und Milchkühen ist bisher trotzdem noch unproblematisch. Schafe gibt es nicht. Es wird angenommen, dass die Anwesenheit des Wolfes dafür sorgt, dass die Gams in die Felsregion zurückkehrt und das Rehwild dezimiert wird. Eine für die Naturschutzziele sehr interessante und überaus positive Wirkung. Die Auswirkungen aufs Rotwild zeigen sich vor allem im Wintergatter. Kahlwild verlässt bei Anwesenheit des Wolfes zu Beginn des Winters das noch nicht geschlossene Gatter und weicht großflächig aus.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser hochinteressanten Wanderung haben neue und auch unerwartete Eindrücke gewonnen.
Herzlichen Dank an den Eigentümer und auch Selbstgestalter der Eigenjagd Dr. Philipp Merckle, dem wir für die Zukunft viel Erfolg und Freude bei der Umsetzung dieses beispielhaften Projektes wünschen.
Stefan Kolonko Dr. Walter Mergner