Es beginnt gerade wieder stark zu regnen, als sich die beiden Landtagsabgeordneten der Freien Wähler, Michael Koller und Dr. Martin Brunnhuber gemeinsam mit Jagdvorsteher Leonhard Strasser, Alfons Leitenbacher, dem ehemaligen Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie den beiden Jägern Stefan Strasser und Klaus Herold zu einer Revierbesichtigung in der Jagdgenossenschaft Wonneberg aufmachen, doch der Termin ist zu wichtig, um ihn zu verschieben.
Die Wälder sind stark gezeichnet durch die vergangenen Extremwetterereignisse wie Schneedruck und Starkregen und auch der Borkenkäfer setzt den Wäldern in Trockenperioden zu. Im Wald merkt man bereits jetzt die Auswirkungen des Klimawandels, die Wetterextreme werden immer mehr und kommen in kürzeren Abständen. Doch wie gelingt es, unsere Wälder fit zu machen für die Zukunft, damit diese ihre Allgemeinwohlfunktionen wie Hochwasserschutz, Erosionschutz oder z. B. als Trinkwasserspeicher erfüllen können?
Man kann nicht genau sagen, welche Baumarten im Klimawandel bestehen können, daher ist es wichtig, dass wir wieder möglichst artenreiche, vielschichtige Wälder bekommen, so Jäger Stefan Strasser. „Selbst wenn dann eine oder mehrere Baumarten ausfallen, sind noch genügend andere da, die vielleicht bestehen können.“ Wie der Waldumbau gelingen kann, darüber machte sich die Vorstandschaft der Jagdgenossenschaft Wonneberg unter Leonhard Strasser bereits vor vielen Jahren Gedanken. Nachdem der Wald aufgrund überhöhter Rehwildbestände unter dem Wildverbiss leiden musste, wurde die Jagd seit 2010 nicht mehr verpachtet, sondern in Eigenbewirtschaftung durchgeführt.
Noch heute sind die Folgen der früheren Jagd am Wonneberg sichtbar – es gibt alte Tannen, die bereits über 100 Jahre alt sind und nun wieder flächig Tannenverjüngung am Boden. Die Mittelschicht fehlt völlig, da der Wildbestand über einen langen Zeitraum so hoch war, dass es die eigentlich verjüngungsfreudige Weißtanne nicht geschafft hat, sich zu verjüngen. Dabei spielt die Weißtanne eine große Rolle im Zukunftswald. Durch ihre Pfahlwurzel übersteht sie Stürme, und sichert den Boden vor Erosion, wo die flachwurzelnde Fichte keine Chance mehr hat. Außerdem kann sie in Trockenperioden noch Wasser erschließen, wo flacher wurzelnde Baumarten längst im Trockenen stehen.
Natürlich sind auch alle anderen Baumarten wichtig für den Wald, die Tanne dient hier als Indikator. Wo sie sich aufgrund angepasster Wildbestände verjüngen kann, können auch viele andere Baumarten wachsen. Anhand verschiedener Waldbilder konnten sich die beiden Landtagsabgeordneten Michael Koller und Dr. Martin Brunnhuber über den Erfolg in der Jagdgenossenschaft Wonneberg ein Bild machen. Besonders beeindruckend war eine Fläche, auf der bis 2016 eine Fichtenmonokultur stand – bis ein Föhnsturm sie innerhalb kürzester Zeit abgeräumt hat. Ohne Pflanz- oder Schutzmaßnahmen konnten sich 15 verschiedene Baumarten verjüngen, nach 8 Jahren steht hier nun ein junger, artenreicher Wald, der gleichzeitig ein hervorragender Einstand für das Wild ist.
Überhaupt profitiert das Rehwild von der intensiveren Bejagung, so Stefan Strasser. „Seit der Umstellung der Jagd haben die Wildbretgewichte deutlich zugenommen, während die Parasitierung viel weniger geworden ist, außerdem sind die Wildunfälle stark zurückgegangen, da der innerartliche Druck geringer geworden ist und die Kitze werden nun überwiegend in der schützenden Dickung im Wald gesetzt anstatt auf der Wiese, wodurch es zu viel weniger Kitzverlusten durch Ausmähen kommt.“ Zum Abschluss war man sich einig, dass die Eigenbewirtschaftung in Wonneberg ein Erfolgsmodell für Wald und Wild ist. Denn: Wo es dem Wald gut geht, geht es auch dem Wild gut.