Ein „Weiter so“ können wir uns nicht mehr leisten

Pressemitteilung des Bayerischen Waldbesitzerverbands zu den Ergebnissen des Forstlichen Gutachtens zur Waldverjüngung 2024

 

Mit gemischten Gefühlen bewerten die Waldbesitzer die Ergebnisse des aktuellen Vegetationsgutachtens, das heute im Landtag vorgestellt wurde. Die erfassten Verbesserungen reichen nicht aus, eine grundsätzliche Trendwende ist leider immer noch nicht sichtbar. Besorgniserregend ist die Situation im Bergwald und hier insbesondere bei der Tanne. Uns läuft die Zeit davon, unsere Wälder fit für den Klimawandel zu machen. Denn der Waldumbau in klimastabile Mischwälder kann nur funktionieren, wenn auch die Jagd funktioniert.

Dass noch immer knapp die Hälfte der bayerischen Hegegemeinschaften eine nicht tragbare Verbissbelastung aufweisen, zeigt ein erschreckendes Bild aus den Wäldern. Hier kommen wichtige Baumarten für den Zukunftswald nicht hoch. Noch problematischer ist die Situation in den 22 % der dauerhaft roten Hegegemeinschaften, also dort, wo seit den letzten fünf Inventuren (seit 2012) eine zu hohe oder deutlich zu hohe Verbissbelastung vorliegt. Hier sind alle Beteiligten - Grundbesitzer, Jäger und insbesondere auch die Jagdbehörden - gefordert, gemeinsam die dringend notwendige Trendwende einzuleiten, denn es wird ein gesetzeswidriger Zustand toleriert.

 

München, 27.11.2024: Staatsministerin Michaela Kaniber hat heute im Agrarausschuss die Ergebnisse des Forstlichen Gutachtens zur Situation der Waldverjüngung (Vegetationsgutachten) vorgestellt. Die Verbesserungen reichen nicht aus, um den Waldumbau in klimastabile Mischbestände erfolgreich um-zusetzen. „Wir brauchen endlich eine Trendwende“, so Waldbesitzerverbandspräsident Bernhard Breitsameter. „Dass noch immer knapp die Hälfte aller Hegegemeinschaften eine zu hohe oder deutlich zu hohe Verbissbelastung aufweisen und davon sogar 22 % seit den letzten fünf Inventuren, also seit 2012, ist inakzeptabel. Es geht um nichts weniger als um die Zukunft unserer Wälder. Uns läuft die Zeit davon, unsere Wälder fit für den Klimawandel zu machen.“

 

Dabei gibt es auch viele positive Beispiele, die zeigen, dass es gemeinsam funktioniert. 23 % der Hegegemeinschaften weisen eine dauerhaft tragbare oder sogar günstige Verbissbelastung auf.

 

„Insgesamt brauchen wir aber ein Umdenken, ein „Weiter so“ können wir uns nicht mehr leisten“, so Breitsameter weiter. Der Klimawandel ist in unseren Wäldern sichtbar. Die Waldbesitzenden stehen vor der Jahrhundertaufgabe, die Wälder fit für die Zukunft zu machen, so dass alle Leistungen für die Gesellschaft auch künftig erfüllt werden und wir die beschlossenen Klimaziele erreichen können. In Nordbayern müssen große Schadflächen wieder bewaldet werden und in ganz Bayern die Wälder in klimastabile Zukunftswälder umgebaut werden. Das geht aber nur gemeinsam mit der Jagd. Um das Risiko von zunehmenden Wetterextremen abzumildern, brauchen wir reich strukturierte Mischwälder mit Baumarten, die bei den künftigen klimatischen Rahmenbedingungen wachsen können.

 

Die Ergebnisse des Gutachtens sind eine wichtige Basis für die im kommenden Jahr folgende Abschussplanung. Neben dem bewährten, wissenschaftlich fundierten und unverzichtbaren Vegetationsgutachten halten wir ergänzende flächendeckende Revierweise Aussagen für notwendig, um ein noch differenziertes Bild innerhalb der einzelnen Hegegemeinschaften zu erhalten. Gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Überlegungen zur Neuregelung bei der Abschussplanung ist dies unverzichtbar. Grundsätzlich steht der Bayerische Waldbesitzerverband einer Abschaffung der Abschusspläne in Re-vieren, die eine tragbare oder günstige Verbissbelastung aufweisen, positiv gegenüber. In „roten“ Hegegemeinschaften und Gemeinschaftsjagdrevieren müssen aber alle Beteiligten verbindlich gefordert werden, die Situation zu verbessern. Insbesondere in Hegegemeinschaften, die dauerhaft eine zu hohe oder deutlich zu hohe Verbissbelastung aufweisen, zeigen die Ergebnisse, dass der freiwillige Ansatz, der über Jahre verfolgt wurde, gescheitert ist.

 

Aus Sicht des Waldbesitzes benötigen wir eine Anpassung einzelner jagdrechtlicher Regelungen. Hierzu gehört auch eine Anpassung der Jagdzeiten für Schalenwild, insbesondere beim Rehwild – natürlich unter Beachtung des Tier- und Mutterschutzes. Die meisten anderen Bundesländer haben auf die sich veränderten Rahmenbedingungen, die auch der Klimawandel mit sich bringt, bereits reagiert. Bayern sollte hier dringend nachziehen.

 

Nur mit stabilen, gemischten und zukunftsfähigen Wäldern können wir dauerhaft die vielen Leistungen unserer Wälder, wie Wasser- und Bodenschutz, erfüllen oder die Klimaziele erreichen. Und von gesunden, strukturieren Mischwäldern profitiert letztendlich auch das Wild.