Am Samstag, den 09.03.2013 Praxistag der Jagdschüler des ÖJV-Mittelfranken im Lehrrevier.
Auf dem Programm stand:
Hundeausbildung:
Waldbau:
Hundeausbildung:
Hans Webersberger hatte eine künstliche Schweissfährte mit Fährtenschuh gelegt, beginnend mit Bodenverwundung, Schweiß und Anschnitthaaren am Anschusspunkt und Markierungen für den Nachsucher.
Wie bei einer Brauchbarkeitsprüfung beinhaltete die Fährte mehrere Haken, eine Verweiserstelle und am Schluss der Fährte erlegtes Wild. Webersberger betonte, wie wichtig es für
den auszubildenden Hund sei, dass er mit dem Anschuss, der Fährte, dem Verweisungspunkt (Wundbett), dem aufgefundenen Wildstück und der anschließenden Belohnung einen Zusammenhang
herstelle. Ziel der Übung solle es sein, dass der Hund der Schweißspur mit tiefer Nase und fährtenfest folge und den Verweiserpunkt und das aufgespürte Wild anzeige.
Ein junger Labrador in jagdlicher Ausbildung, wurde einige Meter neben dem Anschusspunkt abgelegt und nach Überprüfung des Anschusses dort auf den Schweiß und die Risshaare auf die Fährte
angesetzt. Nachdem der Hund sich anfangs durch Verleitfährten von der Schweißspur hat ablenken lassen fand er schliesslich das Wild. Gemäß dem Ausbilder hätte bei entsprechender
Fährtenlänge der nachsuchende Hund die Brauchbarkeitsprüfung trotz einer Korrektur bestanden.
Waldbau:
Nun stand ein gemeinsamer Waldbegang mit dem zuständigen Revierförster, Jagdgenossen der Jagdgenossenschaft unter Leitung des Jagdvorstehers, einer Besuchergruppe aus einer weiteren
Jagdgenossenschaft, dem Revierpächter und Jagdausbilder Hans Webersberger und uns Jagdschülern auf dem Programm. Ziel dieses jährlich durchgeführten Waldbegangs sei es, die Verbisssituation an
jungen Waldbäumen festzustellen, insbesondere, da nun vom Jagdpächter möglichst im Einvernehmen mit dem Jagdvorsteher ein neuer dreijähriger Rehwildabschussplan erstellt werden müsse.
Zunächst erläuterte der Jagdvorsteher die Ausgangssituation. Ausgelöst durch extrem warme und trockene Sommer seien in Mittelfranken Borkenkäfermassenvermehrungen zu verzeichnen gewesen,
denen auch große Teile des Fichtenwaldes im Revier zum Opfer gefallen seien. Durch die großen Kahlhiebsflächen habe sich bei der anschließenden Wiederaufforstung für viele Jagdgenossen die Frage
einer Zäunung gestellt. Bis dato sei der Rehwildverbiss so hoch gewesen, dass eine Naturverjüngung ohne Zaun nicht möglich gewesen sei. Gleiches schien für die damals anstehende Wiederaufforstung
der Fall zu sein. Eine Erhöhung des Rehwildabschusses sei mit dem damaligen Jagdpächter nicht durchsetzbar gewesen, da nach dessen Auffassung eh nur noch ein Reh im Revier eingestanden sei. Mit
Hans Webersberger habe man schließlich einen Revierpächter gefunden, der willens und auch in der Lage gewesen sei, die auflaufende Naturverjüngung und die anstehende Neuanpflanzungen ohne Zaun zu
ermöglichen.
Der vorgefundene Altbestand bestand überwiegend aus Kiefer und Fichte, untersetzt mit vereinzelten Tannen, Lärchen, Eichen und Buchen. Nach Angaben des Revierförsters brachte die
Naturverjüngung selbst Fichte, Kiefer, Lärche, Tanne, Buche, Eiche, sowie vereinzelte Edellaubhölzer. Von den einzelnen Waldeigentümern seien im Wesentlichen die gleichen Baumsorten in
unterschiedlicher Gewichtung auch durch Neuanpflanzung eingebracht worden, ergänzt noch durch Douglasien und Edellaubholz wie Bergahorn oder Linde. In lichten Nadelholzaltbeständen habe man im
Vor-Anbau die Buche auch durch Buchensaat eingebracht. Eine Verjüngung, Pflanzung oder Ansaat solle wenn möglich unter Schirm erfolgen bis der Aufwuchs gesichert sei, um Begleitflora wie die
Brombeere kurz zu halten.
An allen besichtigten Schlägen konnte man feststellen, dass sowohl die in Naturverjüngung aufgelaufenen, als auch die gepflanzten Baumarten nahezu ohne Verbiss aufwachsen. Große Bereiche
entwachsen mittlerweile dem Äser. Nahezu deswegen, weil vereinzelt Verbiss und Fegestellen festgestellt werden konnte. Zusammen mit den aufgefundenen Plätzstellen und den Rehwildlosungen zeigte
uns dies, dass Rehwild nach wie vor in ausreichender Anzahl vorhanden und keinesfalls ausgerottet ist. Ein zum Zeitpunkt der Neuanpflanzung angelegter Weiserzaun wies weder in der Baumzahl, den
Baumarten, noch in der Bestandshöhe Unterschiede zur Außenseite des Zaunes auf. Nach 10 Jahren, so der Revierförster, laufe einem das Herz über, wenn man sehe, dass alles was gepflanzt worden sei
und alles was die Natur hergebe, selbst die sehr wertvolle Elsbeere, sich ohne Zaun verjünge.
Besonders beeindruckt hat uns die eindrucksvolle Jagdstrecke. Nach Angaben von Hans Webersberger habe sein Revier eine jagdbare Fläche von ca. 580 ha, davon ein Drittel Wald.
Bei Übernahme der Jagd sei der Abschuss von ursprünglich jährlich ca. 3-5 Rehen/100 ha auf jährlich ca. 10 Rehe/100 ha, dann auf ca. 14 Rehe/100 ha, dann auf über 18 Rehe/100 ha (324 Rehe in drei
Jahren) gesteigert worden. Dies entspreche einem Abschuss von jährlich über 50 Rehen je 100 ha Waldfläche. Nachhaltig sei auch künftig wohl ein jährlicher Abschuss von 70 - 90 Rehen
erzielbar. Dies entspräche ca. 12-15 Rehen je 100 ha Jagdfläche.
Der Revierförster erläuterte, dass die im Turnus von drei Jahren stattfindenden Verbissgutachten unzureichende Aussagen träfen. So würden ausschließlich Pflanzen erfasst, welche größer als 20 cm
seien. Üblicherweise stellte sich bereits bei wenigen Alttannen ausreichende Tannennaturverjüngung ein. Würde diese nun üblicherweise vom Sämlingsstadium bis zu einer Größe von 20 cm total
verbissen und ginge ein, würde die Tanne als in der Verjüngung nicht vorhanden eingestuft. Die Tatsache, dass trotz Alttannen die Tannennaturverjüngung vorher nie in das Erfassungsstadium
hineinwachsen konnte, zeige den früheren Missstand auf.
Der Jagdvorsteher, erläuterte die Kosten, welche für eine Zäunung anfielen, So müsse ein Waldbesitzer ca. 50 Festmeter Holz einschlagen und verkaufen, alleine um die Kosten der Zäunung zu
finanzieren. Durch einen ausreichend hohen Schalenwildabschuss erspare sich der Jagdgenosse nicht nur die Zaunkosten, sondern erhalte darüber hinaus noch kostenlose Naturverjüngung.
Hans Webersberger merkte an, dass er Kirrungen für Schwarzwild sehr restriktiv handhabe, da man speziell bei Kirrungen oder missbräuchlichen Fütterungen häufig mehr Sauen produziere als erlege.
Auch halte er nicht viel von Salzlecken für Schalenwild, ziehe man doch dadurch nur Rehe an und provoziere erhöhten Verbiss im näheren Umkreis.
Er merkte ferner an, dass sich die Jagd zunehmend schwieriger gestalte, da durch den mittlerweile dichten Jungwuchs die Rehe besser vor Sicht geschützt seien. Die Jagd, wie er sie betreibe,
stelle kein Hobby dar, sondern sei zeitintensive Arbeit. Insbesondere bedürfe man der Unterstützung von Seiten der Jagdgenossenschaft und des Revierförsters, da man vielfach Anfeindungen von
Seiten der konventionellen Jägerschaft ausgesetzt sei. Bestärkend seien jedoch die sichtbaren Erfolge im Wald, das Lob der Grundeigentümer, die Zunahme des durchschnittlichen Rehkörpergewichts
von 10 auf über 13 kg, sowie die drastische Abnahme von Fallwild.
Hundeausbildung:
Mit einer Kaninchenschleppe wurde am Nachmittag das Hundetraining und unsere Ausbildung fortgesetzt. Wie zuvor bei der Schweißfährte wurde ein Anschuss durch Anbringen von Haaren und
Bodenverwundung markiert, dann eine ca. 100 m lange Schleppe mit mehreren Haken durch das Ziehen des Kaninchens gelegt.
Zunächst hat der Ausbilder die Schussfestigkeit des Hundes getestet, indem er mehrere Schrotschüsse mit seiner Doppelflinte abgab. Der Hund reagierte sehr gefasst und blieb ohne laut zu geben
ruhig, wo er zuvor vom Hundeführer abgelegt war. Erneut wurde er nun mit den Pirschzeichen (Risshaaren) vertraut gemacht und wie zuvor mit der Leine kurz in Richtung Fährte geführt, bevor
sie gelöst wurde und der Hund selbständig die Spur verfolgte. Zwar wich er mehrfach von der gezogenen Fährte ab, kehrte aber stets zu ihr zurück. Bereits nach wenigen Minuten hatte er die
Haarwildschleppe erfolgreich beendet. Unter Beobachtung des Fährtenlegers, nahm er das Wild auf und brachte es zu seinem Hundeführer zurück, wo er das Kaninchen korrekt apportierte. Das
Verlorensuchen/-bringen und apportieren hatte er somit mit Erfolg gemeistert. Das Verfolgen einer praktischen Jagdhundeausbildung anhand einer Schweissfährte bzw. anhand einer Schleppe, das
Prüfen der Schussfestigkeit von Jagdhunden , sowie der gemeinsame Revierwaldbegang mit dem Spannungsviereck Waldeigentümer - Jagdgenossenschaft - Jagdpächter - Revierförster stellte für uns
Jagdschüler einen Höhepunkt unserer bisherigen Jagd-Ausbildung dar. In der Form ist dies sicherlich nur beim ÖJV möglich.
Breitenthal, 13. März 2013
Josef Koller