Wald-vor-Wild Preis 2021


Verleihung des  Wald-vor-Wild-Preises 2021 des Ökologischen Jagdvereins Bayern e. V. an

Ellen Koller, Petra Diener und Andreas Balling

am 29. Oktober 2021 am Forstbetrieb Ebrach

Von links: Ulrich Mergner, Petra Diener, Dr. Wolfgang Kornder, Ellen Koller, Andreas Balling, Ulrich Haizinger

(Bild: S. Schäfer-Hecht)

Presse


 

Der Wald-vor-Wild Preis wird seit 2010, nunmehr zum 11. Male verliehen. Die diesjährige Verleihung fand am 29. Okt. 2021 in Ebrach statt. Zur Ehrung der drei oben genannten Förster:innen waren zahlreich geladene Gäste gekommen.

Von politischer Seite
Thomas Vizl, stellvertretender Landrat von Schweinfurt
Bruno Kellner, stellvertretender Landrat von Bamberg
Daniel Vinzens, 1. Bürgermeister von Ebrach

Als Vertreter von Verbänden
Götz von Rotenhan, stellvertretender Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Bayern (WBV Bayern)
Ralf Straußberger in seiner Funktion als Jagd- und Waldreferent für den Bund Naturschutz Bayern (BN)
Klaus Schulz, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW)
Ulrich Haizinger, stellvertretender Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereines Bayern (ÖJV Bayern)
Dr. Wolfgang Kornder, 1. Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereines Bayern (ÖJV Bayern)

BaySF
Neben den oben genannten Geehrten:  
Barbara Ernwein als Leiterin des BaySF-Betriebes Ebrach  
Urlich Mergner als ehemaliger Leiter des BaySF-Betriebes Ebrach und seine Frau Ellen Schindler
Jonathan Schäfer (Revierleiter in Ebrach/Schmerb) und Simone Schäfer-Hecht

AELF
Benjamin Göbel, AELF Bamberg
Bastian Betz, AELF Schweinfurt
 
Presse
Karola Meder, Redakteurin des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes (BLW)  

Guldula Lermer, 1. Vorsitzende des Bayerischen Forstvereines, und Holger Kotouc, 1. Vorsitzender des ÖJV Oberfranken, mussten sich leider kurzfristig entschuldigen. Entschuldigt hatten sich auch Staatsministerin Michaela Kaniber, weitere Vertreter des Ministeriums und die Vorstände der BaySF, .  

Die um 15.00 Uhr angesetzte Veranstaltung startete geringfügig später, da aufgrund der erhöhten Verkehrslage einige Gäste noch im Stau standen, die dann z.T. zum ersten Exkursionspunkt nachkamen. 

Die Feier begann mit der Besichtigung von drei Exkursionspunkten, je einer in den Revieren der Geehrten. Im Revier von Andreas Balling in Schmerb (Ebrach) stand der Waldumbau von Fichtenwälder mit Tanne im Vordergrund. Obwohl Jungtannen gepflanzt wurden, mussten sie dank intensiver Bejagung nicht geschützt werden. Dank geringer Rehwildbestände konnte auch die Brombeere wachsen, die zusätzlich zum Erhalt der Nährstoffe einen zusätzlichen natürlichen Schutz für die Waldverjüngung bietet.
Ellen Koller im Revier Oberschwappach (Nähe Eschenau) zeigte mit Stolz Eichennaturverjüngung, die unter dem Schirm von mittelalten Eichen aufwuchs. Zahlreiche Mischbaumarten wie Elsbeere, Vogelbeere und Eschen gesellten sich in die vielfältige, bauartenreiche Verjüngung.
Im Revier Hundelshausen am Zabelstein zeigte Petra Diener die am weitesten fortgeschrittene naturgemäße Waldentwicklung. In den 15 Jahren ihres Wirkens war es ihr gelungen, einen jungen Wald mit 15 Baumarten unter dem Schirm der Altbäume aufzubauen.
An allen drei Exkursionspunkten wurde intensiv diskutiert. In Bezug auf den Preis muss ganz klar festgehalten werden: Alle drei Beispiele sind das Ergebnis intensiver, waldfreundlicher Jagd. So entstanden gemischte Bestände, die dem Klimawandel (hoffentlich) gewachsen sind.

Nach der fast dreistündigen Exkursionsrunde, die sich fahrtechnisch über weite Bereiche des Forstbetriebes Ebrach erstreckte, wurde die Veranstaltung am Zabelstein abgeschlossen. Der BaySF-Betrieb Ebrach hatte für die Verpflegung gesorgt, an der sich zunächst alle stärkten. Dann folgte die Laudatio (unten) von Ulrich Mergner, der ja als langjähriger Betriebsleiter die Revierleiter:innen und die Reviere bestens kennt. Schon bei hereinbrechender Dunkelheit konnte dann Dr. W. Kornder als 1. Vorsitzender des ÖJV Bayern nach einer gekürzten Ansprache die Urkunden und Holz-Puzzles überreichen. Dabei assistierte ihm sein Stellvertreter Ulrich Haizinger.
Allein schon aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit mussten die Grußworte der politischen und der Verbandsvertreter kurz ausfallen. Die Qualität war umso prägnanter. Unisono wurde die hervorragende Waldverjüngung und das Engagement der Förster:innen gelobt. Besonders die Verbandsvertreter nutzten die Gelegenheit, bei den Politikern auf die dringend notwendige Unterstützung des Waldumbaus in den schwierigen Zeiten des Klimawandels hinzuweisen.
Das letzte Wort hatten die drei Geehrten, die kurz und bündig ihre Gedanken formulierten. Dr. Kornder blieb dann nur noch der formale Abschluss der Preisverleihung.

Fast vier Stunden intensive Zeit in bestens entwickelten Waldbeständen, die im Verbund mit dem fachlichen Können der Revierleiter:innen durch angepasste Schalenwildbestände ermöglicht wurden. Wir konnten das Idealbild von Beständen sehen und erleben, die nach heutigem Kenntnisstand dem Klimawandel am ehesten standhalten. Alle Teilnehmer:innen waren beeindruckt von dem, was die drei Protagonisten hier geleistet haben. Von diesen Waldbildern profitiert unsere Gesellschaft, die den Wald dringender denn je braucht, und auch das Wild, das gesünder ist und weniger innerartlichen Stress hat. – Man war sich einig: Eine rundum gelungene Veranstaltung hin zu wunderbar gemischten Dauerwäldern!

Dr. W. Kornder /Ulrich Mergner

Gruppenbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

(Bild: S. Schäfer-Hecht)


Laudatio von Ulrich Mergner

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Preisträger,


ich wurde gebeten, die Laudatio für die heurigen Preisträger des Wald-vor-Wild-Preises des Ökologischen Jagdvereins Bayern zu halten. Ich mache das sehr gerne, habe ich doch in den 16 Jahren meiner Tätigkeit als Forstbetriebs- und Jagdleiter des Forstbetriebs Ebrach nicht nur die drei Preisträger sondern auch ihr Engagement für eine Wald-gerechte Jagd kennen und schätzen gelernt.
Und ich will gleich vorweg betonen: die heute zu ehrenden Kollegen stehen stellvertretend für alle weiteren RevierleiterInnen am Forstbetrieb Ebrach. Mit hohem persönlichem Einsatz und viel jagdlichem Verständnis setzen sie sich alle dafür ein, dass die natürliche Baumartenverjüngung und eine üppige Bodenflora wachsen. Auch in anderen Revieren können ähnlich beeindruckende Waldbilder von gesunden, wuchskräftigen, weil unverbissenen Jungwäldern vorgezeigt werden.

Ein Forstbetriebsleiter kann Jagdkonzepte erstellen, er kann Finanzmittel locker machen, er kann den verwaltungsbürokratischen Schreibkram erledigen – sprich den jagdlichen Innendienst verrichten. Davon wird jedoch kein einziges Waldbäumchen vor dem Rehwildverbiss geschützt. Hier sind das jagdliche Engagement und das Organisationstalent der RevierleiterInnen entscheidend.

Und ein Letztes vorweg, bevor ich zu den drei zu Ehrenden komme: Der Deutschland-weit bekannteste Förster schreibt in seinem neuesten Buch, der Wald käme auch ohne die Jagd zurecht.
Wenn es nur um Fichten- oder Buchenverjüngung geht, mag er Recht haben. Der notwendige Waldumbau im Zuge des Klimawandels, das enorme Potential der natürlichen Mischbaumarten – sofern noch vorhanden – und der Schutz der Bodenvegetation, angefangen von der nitrophile Flora wie Weidenröschen bis hin zur attraktiven Türkenbundlilie belegen, wie wichtig die Regulation der Rehwildbestände ist. Zu viele Faktoren bieten Rehen optimale Bedingungen: die mit den Wäldern eng verzahnte Landwirtschaft bietet Nahrung – leider nur zeitweise im Sommer. Reviernachbarn füttern – leider, obwohl rechtswidrig, immer noch Rehe. Große Beutegreifer könnten Ansammlungen von größeren Pflanzenfressern auflösen – leider fehlen sie weitgehend.
Ich sehe deshalb keine Alternative zu einer konsequenten, am Waldökosystem orientierten Rehwildbejagung.
Doch nun zu unseren drei Preisträgern:

Andreas Balling
Andreas Balling ist ein Urgestein, der seit über 30 Jahren im Revier Schmerb ganz konsequent und hoch wirksam gejagt hat und jagen hat lassen. Über viele Jahre hinweg hast Du, lieber Andreas Balling, mit zwei-drei perfekt organisierten Bewegungsjagden – oft auf bis zu 1.500 Hektar und mit bis zu 200 Teilnehmern - in wenigen Stunden einen Großteil Deines Abschusses beim Rehwild und Schwarzwild erfüllt. Es ist Dir gelungen, einen festen Stamm an Hundeführern, Anstellern, Wildversorgern und weiteren organisatorischen Helfern aufzubauen.


Legendär sind Deine Schweizer Jagdfreunde, allen voran der Stini, die mit ihren Schweizer Laufhunden die Jagd bereicherten.
Andreas Balling war und ist auch ein begnadeter Einzeljäger. Da er direkt im Revier in der Einöde Schmerb wohnt, schweift sein morgendlicher Blick erst mal über die Schmerber Wiesen. Das hat schon zur Erlegung von so manchem Reh geführt.
Es gab immer wieder Jäger, die Pirschbezirke im Revier Schmerb hatten. Lange hat´s keiner ausgehalten. Zu üppig ist das Grün, das Rehe nahezu unsichtbar macht, so dass es schon viel jagdliches Können braucht, um auf der Einzeljagd Erfolg zu haben. Andreas Balling hat deshalb zu Beginn der Jagdzeit auf Sammelansitze gesetzt, sprich er spielte auf allen Tasten des jagdrechtlich zugelassenen Klaviers – soweit diese effizient sind.
Was gute Jagdstrategien und ein langer Atem bewirken, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass selbst gepflanzte Tannen im Revier Schmerb nicht mehr geschützt werden müssen, wie wir das heute eindrucksvoll gesehen haben.
Herr Balling hat mit Jonathan Schäfer einen würdigen Nachfolger, der – wie ich mir habe sagen lassen – bereits die Fährte seines Vorgängers aufgenommen und schon vor Beginn der Drückjagden fleißig Rehe erlegt hat.

Ellen Koller
Frau Ellen Koller hat vor knapp 10 Jahren das Revier Oberschwappach übernommen. War schon ihr Vorgänger ein begnadeter Jäger, so hat sie dem Revier doch schnell ihren jagdlichen (und waldbaulichen) Stempel aufgedrückt.
Du, liebe Ellen, hast gezeigt, wie junge Waldbäume plötzlich an Stellen in Deinem Revier sprießen, wo wir sie bislang nicht vermutet haben: auf kleinen Windwurflücken, leicht vergrasten Flächen oder vorsichtig aufgelichteten Durchforstungsbeständen.

 

Mir selbst wurde das bewusst am Plateau des großen Knetzbergs: als ich in den Steigerwald kam, war die dortige vorkeltische Siedlungsfläche noch gut überschaubar. Heute muss man sich durch einen Dschungel von Ahornen, Linden und anderen, inzwischen schon mehrere Meter hohe Verjüngungen kämpfen. Der Grund: hoch effizienten Drückjagden, eine raffiniert überlegte Ausstattung mit Drückjagdsitzen – die höchste Drückjagdsitzdichte im Forstbetrieb – die schon erwähnte feste Stammtruppe.
Jagdliche Helfer, Hundeleute und gute Schützen wollen gepflegt werden. Das hast Du stets sehr fürsorglichen getan und konntest deshalb trotz der zu erwartenden rückläufigen Drückjagdstrecken Deine Leute weitgehend bei Laune gehalten.
Immer wenn ich Dir, liebe Ellen ein whatsapp mit einem Bild vom super Verjüngungszustand in Deinem Revier geschickt habe, konnte ich sicher sein, dass Du es mit einem gegenteiligen Bild kontern wirst. Bei knapp 2000 Hektar hast Du offenbar immer noch eine Ecke gefunden, die Deinem Anspruch nicht genügt – auch das zeichnet Dich aus. Wald vor Wild ist eine Daueraufgabe.
Ellen Koller ist das Pflanzen klimastabiler Baumarten wie Edelkastanie, Mehl- oder Elsbeere ein besonderes Anliegen. Sicherheitshalber und wegen der hohen Pflanzmaterialkosten lässt sie diese Baumarten noch schützen, meist mit dem in Ebrach bewährten Zaun, der auch den Schutz der Bodenpflanzen umfasst.
Wenn Du, liebe Ellen, die konsequente Rehwildbejagung der letzten Jahre auch künftig aufrecht hältst, kannst Du bald auf den Schutz der Sonderkulturen verzichten.

Petra Diener
Petra Diener leitet seit 2007 das Revier Hundelshausen. Dieses Revier umfasst den größten Teil des Steigerwald-Westrands. Schon in Deinem vorherigen Revier Koppenwind konntest Du, liebe Petra, dank effizienten Jagens vorbildliche Waldzustände vorzeigen. Kein Wunder, dass Du bei einem unserer ersten Begänge im neuen Revier am Fuße des Nussbergs etwas wehmütig die dortigen, außerhalb des Zaunes gnadenlos verbissenen Jungtannen betrachtet und fast schon resigniert befürchtet hast, ob es überhaupt gelingen könne, die Jungtannen ohne künstlichen Schutz hochzubringen.
Dass es Dir gelungen ist, hast Du uns heute eindrucksvoll in Deinem Revier gezeigt. Du hast den Verbissdruck durch Rehe so reduziert, dass Tannen und Edellbaubbäume aus Naturverjüngung ohne Schutz genauso flott wachsen wie in den früher notwenigen Zäunen.
Es ist traurig und kennzeichnend für einen Teil Deiner Jagdnachbarn, dass sie diese Erfolge Deines jagdlichen Engagements nicht neidlos anerkennen und zum Anlass nehmen, auch in ihren eigenen Revieren für einen guten Ausgleich zwischen jagdlichen und waldbaulichen Zielen zu kämpfen.
Stattdessen wurden Dir Knüppel in den Weg geworfen. Du wurdest vor zwei Jahren völlig unberechtigt und unbegründet der Wilderei bezichtigt, weil ein mobiler Schütze trotz perfekter Einweisung durch Dich versehentlich ein paar Meter über die Jagdgrenze geraten war. Nun können alle KollegInnen ein Lied singen über Probleme mit vereinzelt schwierigen Jagdnachbarn. Bei keiner und keinem war es eine so aggressive Reaktion wie bei Dir. Ein Jagdnachbar, der selbst zur gleichzeitigen und mit Dir terminlich abgestimmten Drückjagd eingeladen hatte und auf überwechselndes Wild aus dem Staatswald hoffte, formuliert nach der Jagd eine über 60 Seiten dicke Anklageschrift und zettelt ein mehrmonatiges Prüfverfahren durch die Staatsanwaltschaft an, welches glücklicherweise eingestellt wurde.
Der Forstbetrieb Ebrach ist sehr großzügig gegenüber den Jagdnachbarn. Beispielsweise wird vom Jagdnachbarn beschossenes Wild grundsätzlich überlassen, wenn es bei der Nachsuche im Staatswald zur Strecke kommt. Drückjagdtermine werden abgestimmt.
Dass ausgerechnet unsere Revierleiterinnen von Jagdnachbarn gepiesackt werden, hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Jagd nach wie vor eine Männerdomäne ist. Frauen sind aber nicht nur eine nette optische Bereicherung von Jagdbläsergruppen. Du, liebe Petra zeigst in Deinem Revier Hundelshausen, dass Frauen auch in der Lage sind, das Jagdmanagement auf bis 2000 Hektar mit hoher Perfektion zu händeln und Du kannst stolz behaupten: der Wald zeigt, dass Deine Jagd stimmt.


Lassen Sie mich zum Abschluss noch einmal zusammenfassen. Es geht den Dreien, die heute geehrt werden, nicht um eine Bekämpfung oder gar Ausrottung des Rehwildes. Sie eint der Schutz des Waldes und zwar als Ökosystem. Dazu gehören neben einer guten Baumartenmischung auch – wie schon erwähnt - die Waldbodenpflanzen.
Um noch einmal auf andere jagdnachbarliche Situationen zurückzukommen: Meist entspannt sich die Situation im Verlauf der Zeit. Die Klügeren der Jagdnachbarn erkennen schnell den Vorteil gemeinsamer Drückjagden. Im Süden des Forstbetriebs gibt es einen adeligen Jagdnachbarn, der begeistert mit dem Forstbetrieb zusammen Bewegungsjagden betreibt – in den 1970er Jahren hatte seine Erbtante noch einen Verein zum Schutz des Rehwilds gegründet. Jagdliche Erfolge brauchen jagdliches Know-how, einen führsorglichen Umgang mit den MitjägerInnen, eine gute Portion Frustrationstoleranz und einen langen Atem.
Ihr drei habt die schwierige Aufgabe mit Bravour gemeistert. Ihr habt dem Wald den Vorrang vor dem Wild gewährt, so wie es das Gesetz vorschreibt. Ich wünsche, dass Ihr Vorbilder für andere und vor allem für die forstliche Jugend seid.
Ich freue mich, dass Ihr heute mit dem Wald-vor-Wild-Preis ausgezeichnet werdet.
Ihr habt diese Ehrung voll verdient.

Ulrich Mergner

 


Ansprache Dr. Wolfgang Kornder

Zum 11. Mal verleiht der Ökologische Jagdverein (ÖJV) den „Wald-vor-Wild Preis“. Dieses Jahr geht er nach Nordbayern. Und hier haben wir uns dafür entschieden, die Arbeit von drei Försterinnen und Förstern der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zu würdigen. Mit guten Gründen, wie sich bei der Exkursion gezeigt hat und  in der Laudatio durch Ulrich Mergner erläutert wurde.
 
„Wald vor Wild“, das steht im Bayerischen Waldgesetz (Art. 1) und findet sich der Sache nach auch in Art. 1 des Bayerischen Jagdgesetztes.  Wald-vor-Wild ist in Zeiten des Klimawandels „die“ Voraussetzung für den Um- und Aufbau einigermaßen klimastabiler Wälder – soweit man hier überhaupt Prognosen wagen kann. Wald-vor-Wild, d.h. nicht „Wald-ohne-Wild“ wie aus strategischen Gründen immer wieder suggeriert wird. Aber diese Formulierung hat im Unterschied zu „Wald-und-Wild“ eine klare Vorrangstellung des Waldes vor dem Wild. Wie könnte es auch anders sein, denn kein Wild kann ohne Lebensraum existieren. Dass es Wechselwirkungen zwischen Wald und Wild gibt, dass es da ökologische Netze gibt, ändert an dieser Vorrangstellung des Lebensraumes nichts. Wer es missverstehen will, wird das auch weiter tun.
Wald-vor-Wild nützt der Gesellschaft und dem Wild. Denn einmal sind kahlgefressene Monokulturen auch für das Wild nicht sonderlich interessant und andererseits sind angepasste Schalenwildbestände gesünder, weil der innerartliche Stress und die Parasitierung geringer sind. Das bayerische Waldgesetz und wir im ÖJV halten an dieser sauberen Einordnung mit guten Gründen und bestem Gewissen fest. „Wald-vor-Wild“, das ist die Grundlage für den klimabedingt dringend nötigen Waldauf und –umbau.

Wir sind mit unserem Preis das erste Mal im Staatswald, heute hier im BaySF Betrieb Ebrach. Der Staatswald hat mit dem Gut von uns Bürger:innen „vorbildlich“ umzugehen. Dass das an vielen Stellen außerhalb des Staatswaldes nicht geschieht, wissen wir alle, wiewohl es gerade auch dort ganz herausragende Beispiele gibt. Dass es im Staatswald an so manchen Stelle nicht geschieht, wissen wir auch. Aus welchen Gründen auch immer. Weil man die Auseinandersetzung mit den oftmals sehr traditionalistischen Jägern fürchtet, weil man das Handwerkszeug nicht dazu hat, weil es einfach bequemer ist. – Ich lasse das offen.

Heute haben wir die Arbeit von drei BaySF-Försterinnen und Förstern gesehen, die den Grundsatz „Wald-vor-Wild“ auch gegen erhebliche Widerstände von außen über Jahrzehnte durchgesetzt haben. D.h. nicht, dass die anderen Revierleiter:innen in Ebrach nicht „Wald-vor-Wild“-mäßig unterwegs sind. Aber die drei Ausgewählten stechen dabei besonders ins Auge.

Grundsätzlich hätten die BaySF eigentlich ideale Voraussetzungen, weil sie oftmals auf großer Fläche das ganze jagdliche Instrumentarium anwenden können, angefangen bei der Revierausstattung bis hin zur Organisation von Drückjagden. Gerade Letzteres ist ein Spezifikum der Ebracher Jagd. Nicht nur, dass die Drückjagden auf Rehwild mit dem Namen Dr. Georg Sperber und Ebrach verbunden sind, sondern weil groß angelegte Drückjagden hier in der BaySF in Ebrach sehr intensiv und - wie man sieht - auch erfolgreich gepflegt werden. Die Drückjagd hat einfach den Vorteil, dass man mit wenigen Jagdeinsätzen und damit mit kurzfristigen Störungen flächig arbeiten kann. Und wenn man insgesamt fast 10.000 ha am Stück hat, ist das sicherlich eine sehr gute Voraussetzung.
Dass trotz der großen Staatswaldflächen einige Angrenzer seit Jahrzehnten Störfeuer schießen und jeden überjagenden Hund oder was sonst noch zum Anlass nehmen, um gegen Förster:innen vorzugehen, die ihre Arbeit einer waldfreundlichen Jagd vorbildlich machen, scheint leider dazu zu gehören. Wir vom ÖJV Bayern nehmen solche Störfeuer als Motivation, die überjagenden Hunde wie in fortschrittlichen Jagdgesetzgebungen z.B. in Thüringen oder Baden-Württemberg bereits geschehen, auch in Bayern oder im Bundesjagdgesetz zu verankern. Und ich denke, das lässt sich angesichts der klimatisch bedingten Waldschäden mittelfristig auch nicht verhindern.

Manchmal – nicht hier in Ebrach – spielen auch die Jagdbehörden eine unrühmliche Rolle, wenn sie die notwendigen Abschusspläne verweigern. Und bayernweit gibt es Fälle, wo in kleinkarierter Weise Rehbockabschüsse nach dem 15.Oktober geahndet werden, obwohl Rehbockabschüsse in modernen synchronisierten Jagdgesetzen, z.B. in Baden Württemberg oder in Thüringen zusammen mit dem übrigen Rehwild längst bis Januar frei sind. Gerade diese trophäenorientierten Jagdzeiten leben als Relikt in Bayern fröhlich weiter. Daran ändert auch nichts, dass der fahrlässige Bockabschuss in Bayern nicht geahndet wird.  

Von der BaySF würde sich der ÖJV Bayern wünschen, dass sie sich beim Thema Wald-vor-Wild klar hinter seine Mitarbeiter:innen stellt, sich für synchronisierte Jagdzeiten oder die Abschaffung der anachronistischen Pflicht-Trophäenschau stark macht. Das Verbot und die Kontrolle von missbräuchlichen Fütterungen oder Kirrungen gehören hier auch dazu. Und umgekehrt würden wir uns wünschen, dass die durchaus auch vorhandenen Wildhegebetriebe innerhalb der BaySF stärker in die Pflicht genommen werden. Es kann doch nicht sein, dass einzelne Bereiche dauerrot sind! – Wo bleibt da die Vorbildlichkeit?

Ungeachtet dessen haben die, die es wollen, auch in den BaySF durchaus die Möglichkeit, waldfreundlich zu jagen, wie man an den heute gezeigten Beispielen ja deutlich sieht. Das Ganze steht und fällt dabei häufig mit der Haltung der Vorgesetzten. Und an dieser Stelle darf ich im Rahmen der heutigen Ehrung eine Person besonders hervorheben, nämlich Ulrich Mergner, der seine  Revierinhabern und Jägern über Jahrzehnte hinweg dazu angehalten hat, für den Wald zu jagen. Neben der Motivierung seiner Mitarbeiter:innen hat er zudem so manche Angriffe abgewehrt und Prügel eingesteckt. Meine Anerkennung und meinen Dank dafür! – Frau Ernwein, der Nachfolgerin, wünsche ich Kraft und Mut, dieses Werk weiterzuführen.

Ich darf zu den Förster:innen kommen, die heute geehrt werden: Ellen Koller, Andreas Balling und Petra Diener.

Ich kenne sie natürlich auch seit Jahrzehnten, wenn auch eher aus einer gewissen Distanz. Aber was mir Ulrich Mergner oder auch meine Tochter, die ja hier im Betrieb Ebrach als Referendarin war, berichtet haben, stehen alle drei ganz klar hinter dem Wald und angepassten Schalenwildbeständen und ihre Reviere spiegeln das auch wieder.

Alle drei haben Gemeinsamkeiten:
Was Sie eint, ist die  Überzeugung, dass die Jagd zum Waldauf und -umbau eine zentrale Rolle spielt.
Was Sie eint ist der Wille, eine solche waldfreundliche Jagd auch gegen Widerstände durchzusetzen.
Was sie eint, ist die organisatorische und jagdfachliche Fähigkeit, eine solche waldfreundliche Jagd auch umzusetzen.
Und was sie weiter eint, ist die Zähigkeit, auch langfristig am Ball zu bleiben, denn Wald wächst nicht von heute auf morgen.

Sie haben inmitten der immer bedrohlicher werdenden Klimakrise mit ihrer waldfreundlichen Jagd etwas im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsweisendes und damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise geleistet, – dafür darf ich den Wald-vor-Wild Preis des ÖJV Bayern 2021 überreichen.

Auf der Urkunde steht:

Die geehrten Förster:innen haben über Jahrzehnte hinweg durch Ihre waldfreundliche Bejagung beeindruckende gemischte Waldbestände geschaffen, die in Zeiten des Klimawandels hohe gesellschaftliche Relevanz haben. Ihr großes Engagement, gepaart mit forstlichem Wissen und  jagdhandwerklichem Können sind ein Vorbild weit über ihren direkten Arbeitsbereich hinaus.

Meinen herzlichen Glückwunsch!

Dr. Wolfgang Kornder
(1. Vorsitzender ÖJV Bayern)


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Preisträger:innen Wald-vor-Wild-Preis 2021
Wald-vor-Wild Preis 2021 - Ebrach 211029
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(Bild: S. Schäfer-Hecht

von links: Ulrich Mergner, Petra Diener, Dr. Wolfgang Kornder, Ellen Koller, Andreas Balling, Ulrich Haizinger )

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Pressemitteilung des ÖJV Bayern e.V.
Verleihung des Wald-vor-Wild-Preises 2021
Wald-vor-Wild Preis 2021 - PM.pdf
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Wald-vor-Wild-Preis 2021
Wald-vor-Wild Preis 2021 - Bericht Dr. W
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Wald-vor-Wild-Preis 2021 Ansprache Dr. Kornder
Wald-vor-Wild Preis 2021 - Ansprache Dr.
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Wald-vor-Wild-Preis 2021 Laudatio Mergner
Wald-vor-Wild Preis 2021 - Laudatio Ulri
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