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20. September 2021

Die Wallfahrtskapelle Maria Tann und die Tannen

Die Kapelle Maria Tann wurde 1899 erbaut an der Stelle der „Moari Tann“, einer starken Tanne, die die Grenze zwischen den Gerichten Helmberg bei Waging und Raschenberg bei Oberteisendorf markierte.

Auch im Umkreis der Kapelle sind noch zahlreiche alte, starke Tannen zu finden. Die jüngeren Baumgenerationen bestehen allesamt aus Fichte.

(Bild: S. Strasser) Kapelle Maria Tann

Natürlich haben auch die Waldbesitzer in der Vergangenheit durch einseitige Förderung der Fichte dazu beigetragen. Verständlich, da die Fichte als Bauholz gefragt war und ist, da sie einfach zu bewirtschaften, unempfindlich gegen Wildverbiss und einfach zu bearbeiten und leichter als Tannenholz ist. Während die Waldbesitzer die Zeichen der Zeit erkannt haben und den Wald wieder hin zu einem artenreichen Mischwald umbauen möchten, stiehlt sich die Jägerschaft aus der Verantwortung.

 

Zum Waldumbau bedarf es angepasster Wildbestände, da sonst die artenreich aufkommende Naturverjüngung entmischt wird, und so wie in diesem Fall mit extrem hohen Wildbeständen, nur die Fichte übrig bleibt. Man sieht es deutlich beim Blick über den Zaun. Während im Zaun die Verjüngung überwiegend aus Tanne und Buche besteht, schafft es außerhalb des Zaunes nur die Fichte, sich zu verjüngen. Die wenigen Tannen, die es aus dem Keimlingsstadium herausgeschafft haben, sind bis zur Unkenntlichkeit verbissen und werden über kurz oder lang im Schatten der Fichtenverjüngung untergehen. An diesem Weiserzaun kann man deutlich sehen, welch gewaltiges Verjüngungspotential hier im Magen des Rehwilds verschwindet.

 

(Bild: S. Strasser) Ein Blick in den Zaun

Großflächiger Zaunbau zum Schutz der Waldverjüngung kann aber keine Lösung sein. Er verursacht hohe Kosten, sperrt die ohnehin zu hohen Wildbestände auf eine noch kleinere Waldfläche, muss ständig kontrolliert werden und schafft unnötiges Tierleid, wenn sich ein Reh oder anderes Tier im Zaun verhängt und elendig zu Grunde geht. Der verantwortungsbewusste Jäger trägt durch eine Anpassung der Wildbestände dazu bei, solches Tierleid zu vermeiden und eine artenreiche Naturverjüngung zu ermöglichen, so dass unser Wald auch in Zukunft seine wichtigen Funktionen als Wasserspeicher, Sauerstoffproduzent, Co²-Speicher, Holzlieferant und natürlich als Lebensraum für unser Wild optimal erfüllen kann.

Stefan Strasser