Deutschen Waldtage 16. - 18. Sept. 2022

(Bild: G. Rottmeir) Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Weichs, Georg Rottmeir mit einer naturverjüngten Tanne, die sich dank einer waldfreundlichen Jagd ohne Zaun etabliert hat.
(Bild: G. Rottmeir) Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Weichs, Georg Rottmeir mit einer naturverjüngten Tanne, die sich dank einer waldfreundlichen Jagd ohne Zaun etabliert hat.

Artenreicher Klimawald, wir schaffen das ganz schnell!

Anläßlich der deutschen Waldtage veranstaltete die Jagdgenossenschaft Weichs zusammen mit der Regionalgruppe des Ökologischen Jagdverbands einen Waldbegang in den Revieren der Gemeinde Weichs unter dem Motto: „Artenreicher Klimawald, wir schaffen das ganz schnell!“ Prominente Teilnehmer aus Bundestag, Landtag, Kreis und Gemeinde sowie vom Bund Naturschutz und Waldbauernverband und zahlreiche Waldbesitzer und Mitglieder von Jagdgenossenschaften waren sehr überrascht von den beeindruckenden Waldbildern. Nach nur wenigen Jahren waldfreundlicher Bejagung war der Umbau der Wälder zu einem Klima resistenteren Mischwald sowohl durch Pflanzungen als auch durch die Naturverjüngung ohne Wildschutzmaßnahmen gelungen. „Heute finden wir fast überall eine Vielfalt mit über zehn Baumarten, die zu Zeiten mit zu hoher Rehwildpopulation schon im kleinsten Stadium weggefressen wurden“, berichtete der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Weichs, Georg Rottmeir. Die Jagd wurde dabei größtenteils auf Eigenbewirtschaftung umgestellt und nur ein Teil einem waldfreundlichen Pächter überlassen.

 

Auf einer Freifläche, die bereits vor einigen Jahren durch Windwurf der Fichte entstanden war, hatte sich eine Pflanzung mit Douglasie und Lärche durch zusätzliche Naturverjüngung zu einem üppigen Mischwald mit Eiche, Roteiche, Bergahorn, Linde,  Birke, Kiefer, Vogelbeere und Weiden     entwickelt. Wind und Vögel haben zusätzlich die Baumsamen eingetragen, und dank der Reduzierung der Rehwildpopulation konnten die jungen Pflänzchen erfolgreich aufwachsen. Prof. Dr. H. Röder ergänzte die beeindruckenden visuellen Eindrücke: „Der dringend notwendige Waldumbau zu klimafitten Mischbeständen kann nur mit einer waldfreundlichen Jagd gelingen!“

 

Einen weiteren positiven Eindruck erhielten die Teilnehmer durch einen Tannenvoranbau in einem durch den Klimawandel gefährdeten alten Fichtenwald. Die Tannen wuchsen ohne Zaun und ohne Rehwildverbiss auf. Zudem fanden sich auch hier zusätzlich viele Mischbaumarten natürlich ohne Arbeitsaufwand ein. Wenn hier der Altfichtenbestand Schaden nimmt, steht die nächste Klima resistentere Baumgeneration schon gesichert bereit. „Diese Vorsorge mit ihrer Vielfalt an Baumarten und zusätzlich den positiven ökologischen Auswirkungen auf die übrige Flora und Fauna ist vorbildlich“ betonte Prof. Dr. H. Weiger, Ehrenvorsitzender des Bund Naturschutz.


(Bild: H. Röder)
(Bild: H. Röder)

Mitten in der Mischwald-Naturverjüngung im Fichten-Altbestand ohne Zaun. (v.l.n r. mit Hut) G. Rottmeir, Vors. Jagdgenossenschaft Weichs, Prof. Dr. H. Röder, ÖJV, Prof. Dr. H. Weiger, Ehrenvorsitzender Bund Naturschutz Bayern, vorne (m. Kappe) Prof. Dr. Chr. Mettin, Jagdmanagement


Woher die gepflanzten Tannen stammten, konnte am letzten Waldbild bestaunt werden. Sie waren dort als junge Baumpflanzen (Wildlinge) frisch gewonnen und in andere Revierteile verpflanzt worden, in denen die Tanne als wichtige Baumart bisher gefehlt hat. Im vorgestellten Bestand waren ohne Wildschutzmaßnahmen in den letzten fünf Jahren mehr als 100.000 Stück junge Tannen pro Hektar aufgewachsen. Diese und rund zehn andere Baumarten hatten sich aufgrund der waldfreundlichen Jagd etablieren können, nachdem dies zuvor durch das Rehwild verhindert wurde. Dies ließ sich leicht an den Jahrestrieben der Tannen im unteren Bereich nachweisen.

 

Hier wurde noch einmal sehr deutlich, dass der dringende Waldumbau sehr kostengünstig gelingen kann, wenn der Druck durch das Wild reduziert wird. Durch Vermeidung von Wildschutzmaßnahmen und einem hohen Anteil an Naturverjüngung lassen sich rund 10.000 € pro Hektar für den Waldbesitzer einsparen. Diese Thematik löste natürlich eine lebhafte Diskussion aus, als erkannt wurde, dass die Jagd-Pachtpreise dann ja eigentlich 100 € pro Hektar betragen müssten um den entstandenen Wildverbiss auszugleichen. Auch die Kernfrage der Abschusshöhen vom Rehwild wurden diskutiert. Die Teilnehmer waren sich sehr schnell einig, dass dies in jedem Revier anders zu beurteilen ist. Da gilt jedoch immer der Leitsatz: „Wenn der Wald wächst, stimmt die Jagd.“

 

Weitere positive Aspekte einer waldfreundlichen Jagd sind eine Reduzierung der Straßenunfälle mit Wild um 80 % und eine starke Gewichtszunahme des Rehwilds durch bessere Ernährung im Jagdrevier Weichs. „Und die Mär, wir würden alles totschießen, bleibt eine Mär,“ konnte Prof. Dr. Chr. Mettin feststellen, den die Jagdgenossenschaft eingesetzt hat, den Jagdbetrieb zu leiten. „Mein waldfreundliches Jagdteam berichtet das ganze Jahr von vielen gesichteten Rehen, und der vorgegebene Pflichtabschuss ist leicht zu erfüllen. Allen beteiligten Jägerinnen und Jägern macht die Jagd weiterhin sehr viel Freude.“ 

  

Im vorgestellten Jagdrevier befindet sich durch eine waldfreundliche Jagd innerhalb weniger Jahre Ökonomie und Ökologie im Einklang und eine hohe Artenvielfalt und alle weiteren Leistungen des Ökosystems Wald sind langfristig gesichert. Dies bildet eine wesentliche Grundlage für eine nachhaltige Waldentwicklung auch unter den schwierigen Herausforderungen des Klimawandels.

(Bild: H. Röder) Gesicherte Tannen Naturverjüngung auch zur Gewinnung von standortgemäßen Jungpflanzen für andere Revierteile. v.l.n.r. Prof. Dr. H. Weiger, Prof. Dr. H. Röder, Prof Dr. Chr. Mettin
(Bild: H. Röder) Gesicherte Tannen Naturverjüngung auch zur Gewinnung von standortgemäßen Jungpflanzen für andere Revierteile. v.l.n.r. Prof. Dr. H. Weiger, Prof. Dr. H. Röder, Prof Dr. Chr. Mettin