Luchs in Baden-Württemberg

Pressemitteilung des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg vom 23.11.2020

 

Forstminister Peter Hauk MdL: „Luchse sind heimlich, selten zu beobachten und vor allem faszinierende Tiere. Umso mehr freut es mich, dass wir nun einen vierten Luchs in Baden-Württemberg haben“

 

„Nach allem, was wir derzeit wissen, hat sich ein weiterer Luchs bei uns in Baden-Württemberg niedergelassen. Nachdem es im Januar 2020 erste Nachweise eines Luchses im Landkreis Konstanz gegeben hat, wurde das Männchen mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B723 inzwischen Ende. September in der Gemeinde Rielasingen-Worblingen und Ende Oktober bei Öhningen erneut fotografiert. Luchse sind heimlich, selten zu beobachten und vor allem faszinierende Tiere. Umso mehr freut es mich, dass wir nun einen vierten Luchs in Baden-Württemberg haben“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Montag (23. November) in Stuttgart. Im Mai 2020 habe es zudem auf der schweizerischen Seite unweit dieser Ereignisse einen Luchsnachweis gegeben. Der lange Aufenthalt des Luchses in dieser Region bestätigt nun, dass er resident ist. Somit habe Baden-Württemberg nach Toni, Lias und Wilhelm nun einen vierten männlichen Luchs.

 

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) wird das Monitoring in Zusammenarbeit mit dem Wildtierbeauftragten des Landkreises und der lokalen Jägerschaft weiterhin intensivieren, um mehr über den Luchs B723 und sein räumliches Verhalten zu erfahren. Nach Recherche der FVA stammt das Luchsmännchen aus der Schweiz und wurde dort erstmals im August 2019 bei Winterthur nachgewiesen.

 

Hintergrundinformation:

Ursprünglich waren Luchse bis ins späte Mittelalter in ganz Mitteleuropa verbreitet. Vor 40 Jahren wurden Luchse in der Schweiz aktiv angesiedelt. Seit den 90er Jahren ist von dort die Zuwanderung einzelner ausschließlich männlicher Luchse nach Baden-Württemberg nachgewiesen, die sich vermutlich aufgrund fehlender weiblicher Luchse selten über eine längere Zeit niedergelassen haben. Seit 2004 ist die FVA mit dem landesweiten Monitoring beauftragt und konnte bisher 14 verschiedene Tiere in Baden-Württemberg nachwiesen. Luchse kommen überwiegend aus den angrenzenden Vorkommen im Schweizer Jura. Fünf Luchse wurden bisher von der FVA mit einem Halsbandsender ausgestattet, für die der Landesjagdverband jeweils die Patenschaft übernahm und sie auf die Namen Friedl, Tello, Wilhelm, Lias und Toni taufte. Über die Besenderung können wichtige Erkenntnisse über die Raumnutzung und das Verhalten der Luchse gesammelt werden. Die FVA bittet darum, Luchshinweise möglichst rasch unter der Telefonnummer 0761 4018 274 oder per Mail an info@wildtiermonitoring.de zu melden.

 

Weitere Informationen zum Luchs finden Sie im Wildtierbericht 2018


NABU: Echte Familienplanung für den Luchs im Land nötig

Der NABU freut sich mit Forstminister Peter Hauk, dass ein neues Luchsmännchen den Südwesten und das Gebiet um Konstanz auf der Suche nach einer Partnerin und einem eigenen Revier durchstreift.

„Es wäre großartig, wenn der Luchs in Baden-Württemberg wieder heimisch würde. Doch solange das Land den Bestand nicht mit ausgewilderten Weibchen stützt, bleiben die vier scheuen Kuder Toni, Lias, Wilhelm und der namenlose Neuzugang unter sich, ohne Aussicht auf Nachwuchs“, sagt NABU-Artenschutzreferentin Felicitas Rechtenwald. Luchskatzen wandern keine weiten Strecken, so dass sich so schnell keine Katze aus der Schweiz oder dem Jurabogen nach Baden-Württemberg verirren wird.

 

Die NABU-Expertin betont:  Damit sich diese eindrucksvolle Großkatze in Baden-Württembergs Wäldern wieder langfristig ansiedeln kann, brauchen wir eine staatliche Luchs-Familienplanung und eine Finanzierungszusage aus dem MLR. Ein solches Auswilderungsprojekt ist nicht billig, aber sollte es dem Land wert sein. Allerdings darf das Geld dann nicht an anderer Stelle im Naturschutzhaushalt fehlen.“

Der NABU begrüßt ein solches Auswilderungsprojekt grundsätzlich sehr. „Wir Menschen haben den Luchs vor mehr als 200 Jahren ausgerottet. Seine Wiederansiedlung wäre ein kleiner Schritt zur Wiedergutmachung und könnte eventuell langfristig für ein besseres Gleichgewicht der Arten im Wald sorgen. Da der Luchs dem Jagdrecht unterliegt, müsste Minister Hauk seine Haushaltskasse dafür öffnen. Vielleicht ließe sich das Projekt aber auch als EU-LIFE-Projekt finanzieren", so Rechtenwald:

 

23.11.2020. Statement von Felicitas Rechtenwald, NABU-Artenschutzreferentin, zur PM Nr. 290/2020 des MLR über ein neues Luchsmännchen in Baden-Württemberg