Dem Wald die Freiheit zurückgeben

Goldener Erlegerbruch für Herbert Raßhofer vom ÖJV Niederbayern

Von Monika Ebnet (Straubinger Tagblatt)

 

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) wurde Herbert Raßhofer bereits zum Ehrenvorsitzenden der Bezirksgruppe Niederbayern ernannt und damit seine erbrachten Leistungen gewürdigt. Nun hat man dies in seinem „Wohnzimmer“, im Wald des Gemeinschaftsjagdreviers Rampoldstetten, nochmals unterstrichen, in dem man ihm symbolisch den „Goldenen Erlegerbruch“ überreichte.

(Bild: ÖJV Bayern)
(Bild: ÖJV Bayern)

v.l.n.r: Stefan Kerscher (Sprecher ARGE Dingolfing-Landau), Alois Nußbaum (ehemaliger Jagdvorsteher),

Christian Kelnberger (Jagdpächter und Wald-Wild-Preisträger des Lkrs. DGF-LAN 2023), Forstdirektor Peter Stieglbauer (AELF Landau a.d. Isar-Pfarrkirchen), Herbert Raßhofer (Ehrenvorsitzender der ÖJV Bezirksgruppe Niederbayern), Alois Wolferstetter (Vorsitzender ÖJV Bezirksgruppe Niederbayern), Johann Lachner (Sprecher ARGE Rotthal), Karl Vilsmeier (Vorsitzender WBV Reisbach) und Jagdvorsteher Ulrich Haizinger (stv. Vorsitzender ÖJV Bayern)

 

Tue Gutes und sprich darüber“, so der Vorsitzender Alois Wolferstetter in seiner Laudatio. 1972 hat Herbert Raßhofer seinen Jagdschein gemacht und im Laufe der folgenden Jahre erkannt, dass die traditionelle Haltung zur Jagd mit ihren oft obsoleten Zielen – Stichwort: hohe Schalenwildbestände und Trophäenkult – eine Sackgasse ist. In der heimischen Kulturlandschaft schade diese traditionelle Haltung vielmehr dem Ökosystem Wald und den darin lebenden Tier- und Pflanzenarten. Eine Änderung beginne immer im Kopf und hier ginge es schließlich um das Ökosystem vor Ort. „Dir fehlte ein ganzheitlicher – ökologischer – Ansatz“, führte Wolferstetterweiter aus. 1998 trat Raßhofer dem Ökologischen Jagdverein Bayern bei und seitdem als kämpferisches Mitglied bekannt.

 

In seiner Zeit als Jagdpächter in Rampoldstetten von 1999 bis 2015 hat er durch eine zielgerichtete und intensive Jagdausübung den Beweis erbracht, dass auch im meist kleinstrukturierten Privatwald die natürliche Verjüngung sämtlicher vorkommender und durch Pflanzung eingebrachter Baumarten ohne Wildschutzmaßnahmen möglich ist. „Du hast somit dem Wald die Freiheit zurückgegeben, sich natürlich zu entwickeln und dem Bewirtschafter viel Zeit, Arbeit, Kosten und Ärger erspart“, berichtete der Laudator weiter. Durch diese Arbeit hat der Geehrte das Ökosystem Wald wieder in einen Gleichgewichtszustand gebracht und davon profitiert nicht nur die Waldverjüngung, sondern letztendlich auch die Grundeigentümer und viele mehr.

 

„Jagd, wie Du sie in deiner aktiven Zeit als Jagdpächter in Rampoldstetten durchgeführt hast, ist angewandter Naturschutz“, bestätigt er. Und das schreibe man sich schließlich als ÖJV auf die Fahnen. Für diese Leistung wurde Raßhofer dreimal mit dem Wald-Wild-Preis des Landkreises Dingolfing-Landau ausgezeichnet. Dabei gibt es insgesamt 300 Reviere.

 

Die durch diese zielgerichtete und intensive Jagdausübung hervorgegangenen schönen Waldbilder mit üppiger Naturverjüngung wurden schnell weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Viele Besuchergruppen konnten sich schon ein Bild davon machen, dass man mit der Jagd Wald und Wild durchaus in Einklang bringen kann. Auch viele Kinder hatte er in den Wald geführt und so im Rahmen des Ferienprogramms den Wald nähergebracht.

  

Rund 200 Auszubildende sind in Jagdkursen des Ökologischen Jagdverbandes erfolgreich durch Herbert Raßhofer geschult worden. Aufrechte, standhafte und streitbare Menschen dieses Kalibers, die sich weit über ihre eigenen Belange engagieren, teilen meist die Gemeinsamkeit, dass ihnen das Ehrenamt zuteilwerde. So wurde Raßhofer als logische Konsequenz seines Tuns zum Vorsitzenden der ÖJV Bezirksgruppe Niederbayern bestimmt. In dieser achtjährigen Amtszeit als Vorsitzender hat er in Kooperation mit den Mitstreitern, durch vielfältige und innovative Tätigkeiten, eine Ökojägerwelle in Niederbayern losgetreten. Der ÖJV Niederbayern ist mittlerweile die mitgliederstärkste Bezirksgruppe im Landesverband. Als Zeichen des Dankes und der Anerkennung überreichte ihm Alois Wolferstetter den „Goldenen Erlegerbruch“. 

 

Forstdirektor Peter Stieglbauer ging auf die Arbeit ein und gratulierte zur hohen Auszeichnung. Raßhofer sei ein Vorreiter der wald-freundlichen Jagd. Waldbau sei das eine, doch die Jagd sei die Grundlage dafür. 2003 holte Raßhofer den Wald-Wild-Preis erstmals nach Rampoldstetten. Lange war das Revier als „Zaunkönig“ bekannt. Er habe es geschafft, dass die Pflanzen ohne Zäune groß werden konnten. „Ausreden gibt es genügend, mit Deinem Revier konnten wir Beweise sprechen lassen“, erklärte Stieglbauer. Es brauche solche Vorzeigejäger. „Die Jagd ist ein Handwerk, Sie haben gezeigt, dass sie es verstanden haben“, so die Schlussworte.

 

Der jetzige Jagdpächter Christian Kelnberger, der zusammen mit Holger Riedel die Pacht übernommen hat, erklärte, dass Raßhofer sein Ziehvater war. Er habe seine Jagdphilosophie weitergegeben und damit das Schwimmen auf der ökologischen Jagdwelle ins Laufen gebracht. „Hege heißt, die Balance zwischen Wald und Wild zu halten“, versichert Kelnberger.

 

Ein gesunder Rehwildbestand sei es dann, wenn der Lebensraum des Waldes das Wild erhält. Die Tiere sind weniger krank und auch der Parasitenbefall sei geringer. Kelnberger dankte für diese erbrachte Leistung und führte die Gruppe in das Revier. Hier konnten sich alle ein Bild von der natürlichen Verjüngung des Waldbestandes machen. Der Geehrte Herbert Raßhofer informierte über seine Art der Jagd.

 

Bezüglich des Drohneneinsatzes zur Kitzsuche erläuterte er, dass es dies bei einer ordentlichen Erfüllung des Abschlussplanes kaum brauche. In Rampoldstetten hatte man in den zwölf Jahren, in der er die Jagdpacht innehatte, nur drei vermähte Kitze zu verzeichnen. Damit die Jagd auf Rehwild leichter fällt, betreiben viele Jagdpächter eine Rehzucht mit möglichst vielen Rehgeißen. Die Folge sei ein zu hoher Bestand. „Wir haben jedes Reh, das sich im zeitlichen Rahmen des Jagdgesetzes zeigte, erlegt“, führte er aus. Die Thematik Verkehrsunfälle kam ebenfalls zur Sprache. „In meinem selbst bewirtschafteten Revier Rampoldstetten II haben wir durch effektive Jagd die Rehunfälle von vorher 16 im Jahr auf einen reduzieren können“, so Raßhofer. In diesem Revier hat er in 15 Jahren auch dreimal den Wald-Wild-Preis des Landkreises zugesprochen bekommen. Vor Ort waren bei dem Termin unter anderem Bereichsleiter Forsten des AELF Dingolfing-Landau Forstdirektor Peter Stieglbauer, Stefan Kerscher (ARGE Dingolfing-Landau), Jagdvorsteher Karl Vilsmeier, Jagdpächter Christian Kelnberger, Ulrich Haizinger (Vertreter des Landesvorstandes).